Wie Corona das Leben verändert

Ergebnisse der gfu Studie 2020: Auswirkungen auf Arbeit, Bildung, Einkaufsverhalten, Freizeit und die Digitalisierung. Kein Ereignis der jüngeren Geschichte hat so tiefgreifende Veränderungen verursacht, wie der Ausbruch der Corona-Pandemie in den ersten Monaten dieses Jahres.

Eine repräsentative Studie der gfu Consumer & Home Electronics GmbH zeigt nun auf, wie Haushalte in Deutschland betroffen sind und welche Veränderungen sich in Bezug auf Einkommen und Einkaufsverhalten, Arbeit und Bildung, Freizeit und Digitalisierung ergeben haben. Präsentiert wurden die Ergebnisse auf der Vortragsveranstaltung gfu Insights & Trends am 2. September in Berlin im Vorfeld der IFA 2020 Special Edition.

In welchem Ausmaß Corona nicht nur für die Wirtschaft allgemein, sondern auch für viele Einzelne konkrete finanzielle Veränderungen mit sich bringt, wird schnell deutlich: Zwar gibt die Mehrheit (55 %) der befragten Berufstätigen an, dass es Corona-bedingt keine Einbußen im Haushaltseinkommen gegeben habe, aber 17 Prozent verzeichneten leichte (bis – 5 %), weitere 17 Prozent spürbare (bis – 20 %) und acht Prozent sogar schwere (mehr als – 20 %) Einbußen.

Knapp die Hälfte hat Einkaufsverhalten verändert

Weniger Geld in der Haushaltskasse, aber auch Furcht vor Ansteckung sowie veränderte Einstellungen, sorgen dann auch für ein verändertes Einkaufsverhalten bei den Befragten. Knapp die Hälfte (46 %) gibt an, dass sich ihr Einkaufsverhalten Corona-bedingt verändert habe. Stärkster Unterschied bei denjenigen mit verändertem Einkaufsverhalten ist, dass sie nun zielgerichteter (84 %) einkaufen und die Verweildauer in den Geschäften reduzieren. 63 Prozent sagen, dass sie aufgrund der Maskenpflicht seltener Einkaufen gehen. Profiteure des geänderten Kaufverhaltens sind sowohl der lokale Handel, als auch Onlinehändler: 58 Prozent sagen, dass sie ihre Einkäufe häufiger bei lokalen Händlern tätigten, 43 Prozent, dass sie verstärkt online einkauften. Die seit Juli reduzierte Mehrwertsteuer setzt bei jedem sechsten Befragten (17 %) einen Kaufanreiz, wobei es in den Altersgruppen Unterschiede gibt. Bei den Jüngeren (16 – 39 Jahre) ist der Kaufanreiz mit 27 Prozent deutlich höher als bei der Befragtengruppe zwischen 40 und 59 Jahren, mit nur neun Prozent.

Nicht nur wie eingekauft wurde, sondern auch das Was und Wann hat sich Corona-bedingt geändert. Bei den Befragten mit Änderungen im Einkaufsverhalten sagen 55 Prozent, dass sie im Bereich Home Electronics geplante Anschaffungen vorgezogen hätten, 30 Prozent haben Anschaffungen lediglich verschoben und nur 15 Prozent ganz aufgehoben. Dabei konnten nahezu alle Segmente des Home Electronics-Marktes zulegen: Kopfhörer (78 % vorgezogene Anschaffungen), PC-Zubehör (72 %) und Drucker (60 %) profitieren von deutlich häufigerem Arbeiten im Homeoffice; Smartphones (55 %), TV-Geräte (53 %) und Spielekonsolen (44 %) von mehr zuhause verbrachter Freizeit und dem Wunsch nach Home-Entertainment; Gefrier-/Kühlgeräte (89 %), Geschirrspüler (78 %) und Vakuumiergeräte
(58 %) vom Trend, zuhause zu essen und Lebensmittel zu bevorraten.

„Der Begriff Home Electronics sagt es schon: Die Branche bietet Produkte für zuhause. Und wenn Menschen mehr Zeit daheim verbringen, steigt der Bedarf an Technik, die das Leben produktiver, unterhaltsamer und angenehmer macht. So ist es folgerichtig, dass die Branche in Corona-Zeiten insgesamt zulegen konnte. Die relativ hohe Anzahl an bisher nur verschobenen Anschaffungen stimmt uns optimistisch, dass der positive Umsatztrend auch fortbestehen kann“, so Kai Hillebrandt, Aufsichtsratsvorsitzender der gfu.

Homeoffice beliebt – besonders bei den Älteren

Zu den gravierenden Corona-bedingten Änderungen zählt auch die Art, wie gearbeitet wird. Während das Homeoffice vor wenigen Monaten eher die Ausnahme war, ist es in einigen Bereichen inzwischen weit verbreitet – aber längst nicht überall. Fast jeder achte der befragten Berufstätigen (12 %) arbeitet derzeit ausschließlich von zuhause. Weitere 17 Prozent wechseln zwischen Homeoffice und Büroarbeitsplatz. Bei einem Drittel ist ein Homeoffice durch die Art der Tätigkeit nicht möglich, ein weiteres Drittel fährt aktuell ganz normal zur Arbeit. Nach ihren Erfahrungen und Einstellungen zum Homeoffice befragt, geben diejenigen, die ganz oder teilweise zuhause arbeiten, überwiegend positive Rückmeldungen: 86 Prozent sagen, dass die eingesparte Fahrtzeit einen Gewinn an Lebensqualität bedeute. Bei den Berufstätigen über 60 Jahre beträgt hier die Zustimmung sogar 100 Prozent. Rein technisch betrachtet, also bezogen auf PC, Telefon und Internet, bietet das Homeoffice bei der großen Mehrheit von 78 Prozent keine Nachteile. Mehr als zwei Drittel (68 %) sagen, dass sie zuhause produktiver seien, also „mehr in der gleichen Zeit schafften“. Aber immerhin 37 Prozent sagen, dass ihnen die für die Arbeit wichtigen Informationen fehlten, weil sie Kollegen und Vorgesetzte nicht regelmäßig sähen. Auffällig ist hier die Abweichung bei den älteren (60+ Jahre) Berufstätigen: Nur fünf Prozent beklagen, dass sie durch das Zuhause-Arbeiten von wichtigen Informationsflüssen abgeschnitten seien.

Noch viel Verbesserungspotenzial beim Homeschooling

Nicht nur viele Berufstätige, auch Schülerinnen und Schüler blieben in den vergangenen Monaten zuhause. Wie gut Deutschland auf Homeschooling vorbereitet war, fragte die Studie bei Haushalten mit schulpflichtigen Kindern ab. 92 Prozent dieser Haushalte gaben an, dass bei ihnen die technischen Voraussetzungen, also PC/Tablet und Internetanschluss, für Homeschooling gegeben seien. Allerdings sagen rund 17 Prozent, dass sie für einen reibungslosen Unterricht zuhause Geld investieren müssten, das aktuell nicht zur Verfügung stehe und 30 Prozent der Eltern geben an, dass sie sich mit der Betreuung bei den Schulaufgaben überfordert fühlten.

Dass die Schulen für den Fernunterricht gut aufgestellt seien, empfanden zwei Drittel (67 %) der Befragten mit Kindern. Doch nicht so sehr die Schule, sondern der einzelne Lehrer oder die Lehrerin schien die Qualität des Fernunterrichts zu bestimmen: 90 Prozent sagen, dass die Qualität des Unterrichts und der Materialien von der jeweiligen Lehrkraft abhängig gewesen sei. Der allgemeinen Aussage, dass Deutschland gut für das Homeschooling aufgestellt sei, können somit nur 41 Prozent der befragten Eltern zustimmen.

Freizeit: Produkte der Home Electronics wurden wichtiger

Auch das Freizeitverhalten in Corona-Zeiten war Thema der Studie der gfu. Einige Aktivitäten gewannen deutlich an Attraktivität. Ganz vorne liegt das Internet: 38 Prozent der Befragten sagen, dass sie nun häufiger online unterwegs seien. Auf Platz zwei folgt eine Zunahme von Fahrradfahren und Spazierengehen mit 33 Prozent. Weitere Gewinner sind Mediatheken und Streaming-Dienste (+ 30 %), klassisches Fernsehen (+ 26 %) sowie Videospiele
(+ 11 %). Doch auch die kreative Beschäftigung in der Küche gehört zu den Gewinnern: 27 Prozent der Befragten sagen, dass sie nun häufiger kochten und backten.

Corona Warn-App: Viele Skeptiker, aber überwiegend positives Feedback

Die zunehmende Digitalisierung hat zweifellos deutlich dazu beigetragen, dass Folgen des Corona-Ausbruchs in bestimmten Teilen abgefedert werden konnten. Homeoffice und Homeschooling, in Kontakt bleiben trotz Reise- und Kontaktbeschränkungen, aber auch wachsende Bereiche des Home-Entertainments wären ohne Vernetzung nicht möglich. Auch in Sachen Pandemiebekämpfung und Nachverfolgung von Übertragungsketten spielt die Digitalisierung eine wichtige Rolle. Beispielsweise durch die seit Juni in Deutschland abrufbare Corona Warn-App. Mit mehr als 17 Millionen Downloads gehört die App zu den erfolgreichsten Angeboten der App-Stores. Die Studie der gfu hat auch hierzu befragt: 30 Prozent der Befragten hat die App bereits runtergeladen, weitere fünf Prozent planten im Befragungszeitraum den Download. 13 Prozent gaben an, dass eine Installation der App bei ihnen technisch nicht möglich sei – beispielsweise, weil sie kein Smartphone oder eines mit einem älteren Betriebssystem hätten. Bleibt eine Quote von „App-Verweigerern“ in Höhe von 52 Prozent. Gründe für die Verweigerung waren das Nicht-Sehen eines persönlichen Mehrwerts (48 %), der Glaube, dass die Daten nicht ausreichend geschützt seien (33 %) und befürchtete Eingriffe in die Selbstbestimmung (30 %). Bei den Nutzern der App fällt das Urteil hingegen sehr positiv aus. Es gibt achtmal mehr positive als negative Rückmeldungen: 21 Prozent sind sehr zufrieden, weitere 42 Prozent zufrieden, unentschieden sind 29 Prozent. Fünf Prozent sind eher unzufrieden und nur drei Prozent völlig unzufrieden mit der App.