Besonders unentschlossene Jungwähler und -wählerinnen sind gut digital erreichbar
Im Vorlauf der am 26. September anstehenden Bundestagswahl hat es bereits einige Verschiebungen und Überraschungen gegeben. Und dies ist auch weiterhin möglich. Vor allem, wenn man die Wählerinnen und Wähler bis 24 Jahre im Blick hat. Von denen wissen immerhin 30 Prozent noch nicht, wo sie in anderthalb Wochen ihr Kreuz setzen werden. Das, unter anderem, fand eine zwischen dem 10. und 13. September von YouGov im Auftrag der gfu Consumer & Home Electronics GmbH durchgeführte repräsentative Studie* heraus. Des Weiteren wurde danach gefragt, welche Kanäle die Wahlentscheidungen beeinflussen.
Bei den jüngsten Wahlberechtigten sollten die Parteien auf die Berichterstattung in den digitalen Kanälen setzen: 61 Prozent der Befragten lassen sich nämlich davon beeinflussen. Und ebenfalls hoch im Kurs stehen Social Media-Kanäle wie Twitter, TikTok & Co., denen immerhin 42 Prozent der jungen Wahlberechtigten eine hohe Relevanz bei der Meinungsbildung einräumen. Je älter die Wählerschaft, desto entschiedener ist sie, was sie wählen wird. In der Altersgruppe ab 55 Jahren wissen 84 Prozent, welcher Partei sie ihre Stimme geben wollen. Diese Wählerinnen und Wähler sind vor allem über das klassische Medium TV erreichbar: Mehr als 57 Prozent lassen sich von der Berichterstattung dort beeinflussen.
Wahlbeteiligung auf hohem Niveau wahrscheinlich
Halten sich alle Befragten über alle Altersgruppen hinweg an ihre Pläne, kann von einer hohen Wahlbeteiligung ausgegangen werden. Denn 81 Prozent sagen, dass sie wählen wollen, weitere sechs Prozent sind unentschlossen und nur 13 Prozent wollen nicht an die Urne. Besonders ausgeprägt ist die Wahlentschlossenheit bei den über 55-jährigen Befragten mit 88 Prozent. Bei den 25- bis 34-Jährigen planen aktuell nur 71 Prozent wählen zu gehen.
Was bei dieser Bundestagswahl sicherlich anders sein wird als bei den bisherigen Bundestagswahlen, ist die hohe Anzahl derjenigen, die ihre Stimme per Briefwahl abgeben. Bereits zwei Wochen vor der Wahl haben 30 Prozent ihren Wahlzettel per Brief zurückgeschickt. Weitere 24 planen eine Briefwahl, was die Anzahl der Briefwählerinnen und Briefwähler insgesamt auf deutlich über 50 Prozent anhebt. Deutlich mehr als bei jeder bisherigen Bundestagswahl.
Ebenfalls einen neuen Rekord aufstellen wird die hohe Anzahl derjenigen, die ihre Briefwahlunterlagen auf digitalem Weg angefordert haben. 26 Prozent haben dafür den QR-Code auf der Wahlbenachrichtigung verwendet, weitere 25 Prozent haben die Anforderung per Internet gewählt – damit haben mehr als die Hälfte der Befragten digitale Hilfsmittel verwendet.
Neben Social Media spielen weitere digitale Lösungen eine Rolle dabei, eine Wahlentscheidung zu erleichtern. Den Wahl-O-Mat haben 31 Prozent zur Unterstützung konsultiert. Bei den jungen Wählern nutzte sogar mehr als jeder zweite dieses Angebot (52 Prozent bei den 25- bis 34-Jährigen und 59 Prozent bei den 18- bis 24-Jährigen).
Digitalisierung wird künftige Wahlen prägen
„Gerade die Erkenntnisse, die wir von den jungen Wahlberechtigten gewonnen haben, zeigen, dass sowohl der Wahlkampf als auch der Prozess rund um die Wahlen immer mehr von der Digitalisierung getrieben werden. Sei es in der Informationsbeschaffung zur Meinungsbildung oder bei Vorgängen wie dem Antrag zur Briefwahl. Die Parteien sind gut beraten, künftig weniger auf analoge Mittel wie Wahlplakate, Broschüren und Flyer zu setzen, wenn sie die Jungwählerschaft erreichen möchte. “, kommentiert Dr. Sara Warneke, Geschäftsführerin der gfu die Studienergebnisse.
*Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH im Auftrag der gfu Consumer & Home Electronics GmbH, an der 2.060 Personen zwischen dem 10.09. und dem 13.09.2021 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.