Tech Guide
Saubere Luft
Erfolgreich gegen Viren, Pollen, Feinstaub und Gerüche
Die Corona-Pandemie hat eine Frage in den Fokus gerückt, die Menschen in vielen Regionen der Welt schon länger beschäftigt: Wie gut ist die Luftqualität zu Hause? Mit einem Mal erfreuen sich Filter und andere Reinigungsmethoden auch hierzulande großer Beliebtheit – nicht nur in den von Smog geplagten Metropolen Amerikas und Asiens.
Dabei liefern Viren nur ein weiteres gutes Argument für solche Geräte. Bestimmte Schwebstoffe und Aerosolpartikel in der Wohnungsluft schaden erwiesenermaßen der Gesundheit oder beeinträchtigen das Wohlbefinden. Allergiker können ein Lied davon singen. Es spricht also viel für Luftreiniger in der Wohnung. Dieser Tech Guide hilft bei der Auswahl des richtigen Produkts. Damit Sie unbeschwert durchatmen können.
Was ist gute Luftqualität?
Gesundheit atmen…
Mehr als 10.000 Liter Luft atmet ein durchschnittlicher Erwachsender jeden Tag ein und aus. Sie enthält immer ein gewisses Maß an Schadstoffen, klinisch reine Atemluft gibt es im Alltag nicht. Dafür sorgt einerseits der Mensch mit seinen Verbrennungsmotoren, Industrieanlagen und anderen technischen Errungenschaften. Auf der anderen Seite trägt die Natur selbst ihren Teil zur Luftverunreinigung bei – etwa durch Pollenflug oder Staubverwehungen aus der Sahara. Wie immer gilt: Die Konzentration macht das Gift. Allerdings reagiert jeder Körper anders auf potenziell gesundheitsschädliche Substanzen. Besonders empfindlich sind Menschen mit Vorerkrankungen und Kinder. Laut internationalen Studien steigt die Gefahr, im Wachstumsalter an Asthma zu erkranken, mit zunehmender Feinstaubkonzentration an.
Belastung im Raum
Hinzu kommt, dass Schadstoffe sich in Innenräumen nur schwer verteilen und dabei verdünnen können. Während im Freien der Wind für Luftaustausch sorgt, reichern sich Schwebstoffe in der Wohnung an. Dazu kommen ausgeatmetes Kohlendioxid sowie Ausdünstungen von Wandfarben, Möbeln, Teppichen, Putzmitteln oder Kosmetikprodukten. Damit ist die Belastung drinnen oft um ein Vielfaches höher als draußen. Bringt Lüften keine Besserung – weil ums Haus herum der Verkehr tobt oder Blütenpollen fliegen – sind Luftreiniger eine effektive Maßnahme. Voraussetzung: Ihre Technik muss an den Einsatzzweck angepasst sein. Nicht jeder Filter wirkt auf alle Substanzen gleich gut.
Es liegt was in der Luft
Praxis-Tipp
In Wohnräumen sollte die relative Luftfeuchtigkeit nicht unter 40 Prozent sinken. Wer keinen Luftbefeuchter nutzt, kann nach dem Duschen oder Baden auch die Badezimmertür offenstehen lassen. Dann verteilt sich der Wasserdampf in der Wohnung.
Luftreiniger
So funktionieren Luftreiniger
Fast alle Geräte arbeiten nach demselben Prinzip: Ein Ventilator saugt Luft aus dem Raum an und befördert sie durch verschiedene Reinigungsstufen zur Ausblasöffnung. Nur wenige Modelle mit thermischer Funktion verzichten ganz auf ein Gebläse. Sie nutzen die Eigenbewegung erhitzter Luft, sogenannte Thermik. Um möglichst viele Schadstoffe zu neutralisieren, kombinieren die Hersteller mehrere Filtertypen. Aktivkohle bekämpft zum Beispiel unangenehme Gerüche, ein HEPA-Filter rückt Feinstaub zu Leibe.
Verschiedene Filterklassen
Die Bezeichnung HEPA (High Efficiency Particulate Air filter) ist nicht geschützt und darum weit verbreitet. Viele Staubsaugerhersteller sprechen pauschal von HEPA, wenn sie den Filter am Luftauslass ihrer Geräte meinen. Technisch gesehen gibt es jedoch Schwebstofffilter mit unterschiedlich hoher Wirksamkeit. Eine EU-Norm (EN-1822) teilt sie in Filterklassen ein. Für den Haushalt sind vor allem die Klassen E10 bis H14 relevant.
Filtergruppe | Filterklasse | Wirksamkeit |
---|---|---|
EPA | E10 | ≥ 85 % |
EPA | E11 | ≥ 95 % |
EPA | E12 | ≥ 99,5 % |
HEPA | E13 | ≥ 99,95 % |
HEPA | E14 | ≥ 99,995 % |
Je höher die Zahl, desto besser gelingt es dem Filter, Partikel aus dem Luftstrom abzuscheiden. Nach EU-Norm gehören nur die Klassen H13 und H14 zur Kategorie HEPA, sind also hocheffizient (high efficiency). Sie entfernen beinahe 100 Prozent der Schwebstoffe und kommen auch in OP-Sälen oder Arztpraxen zum Einsatz. Allerdings lassen sie vergleichsweise wenig Luft durch und verlangen entsprechend starke Gebläse. Das wirkt sich auf den Energieverbrauch und die Geräuschentwicklung aus.
Heimgeräte verwenden deshalb oft Filter mit einem etwas geringeren Abscheidegrad und laden sie elektrostatisch auf. Der höhere Luftdurchsatz sorgt für eine vergleichbare Reinigungswirkung bei reduziertem Energieverbrauch. Wer unter Allergien leidet, sollte auf die Filterwirkung achten. Sie wird vom Hersteller in Prozent angegeben. Orientierung bietet auch das Siegel der Europäischen Stiftung für Allergieforschung ECARF. Es zeichnet Geräte aus, die mindestens 95 Prozent der Pollen, Schimmelpilzsporen und Bakterien aus der Luft holen können.
Was hilft gegen Viren?
Viren kommen in der Raumluft vor allem als Aerosolpartikel vor, das heißt gebunden in kleinen Tröpfchen, die beim Sprechen, Niesen oder Husten entstehen. Weil diese Tröpfchen größer sind als das Virus selbst, lassen sie sich gut mit HEPA-Filtern auffangen. Um die Viruslast im Raum niedrig zu halten, muss das Gebläse die Luft aber mehrmals pro Stunde umwälzen können. Experten empfehlen mindestens drei, besser sechs bis acht komplette Luftwechsel. Der Reiniger darf für diesen Zweck also nicht zu klein dimensioniert sein.
Die meisten Hersteller geben in ihren technischen Daten an, wie viele Kubikmeter das Gerät in einer Stunde schafft (m3/h). Leider sind die Angaben nur bedingt vergleichbar. Am ehesten eignet sich dafür der sogenannte CADR-Wert (Clean Air Delivery Rate). Er wird nach einem standardisierten Verfahren ermittelt und sollte etwa das Drei- bis Sechsfache des Raumvolumens betragen. Zusätzliche Funktionen wie UV-Licht oder Plasmatechnik können helfen, die Keimzahl weiter zu senken. Mobile Geräte für den Hausgebrauch ersetzen zwar nicht das Lüften oder Abstands- und Hygieneregeln (AHA). Sie unterstützen aber diese Maßnahmen.
Lautstärke des Lüfters
Es gibt noch einen weiteren Grund, warum leistungsstarke Modelle eine gute Wahl sein können: Ihr Gebläse muss im Normalbetrieb meist nicht so schnell drehen wie in kleinen Geräten, die auf Hochtouren laufen. Damit produziert es weniger Geräusche. Ein Vorteil, der sich im Schlafzimmer positiv bemerkbar macht. Ruhige Vertreter arbeiten auf kleinster Stufe mit weniger als 28 Dezibel – leiser als ein Flüstern. Schalldruckpegel ab 35 dB (A) werden von empfindlichen Menschen in der Nacht bereits als störend empfunden.
Darauf kommt es sonst an
Mit einer Timer-Funktion oder Fernbedienung spielt die Geräuschentwicklung keine so große Rolle. Sie setzt den Luftreiniger einfach in Betrieb, wenn er niemanden stört. Auch Sprachsteuerung mit Alexa, Siri oder dem Google Assistant gehört bei manchen Herstellern zum Ausstattungspaket – ebenso wie Sensoren für die Luftqualität. Ein Display am Gerät oder die Smartphone-App zeigen dann, ob sich alles „im grünen Bereich“ befindet.
Die Methoden der Luftreiniger
Praxis-Tipp
Die meisten Filter im Luftreiniger sind Verbrauchsmaterialien. Sie verlieren im Lauf der Zeit an Wirksamkeit und müssen ersetzt werden. Das ist je nach Modell bereits nach einigen Monaten der Fall. Es empfiehlt sich daher, beim Preisvergleich zwischen den Geräten auch die späteren Kosten für Ersatzfilter mit einzukalkulieren.
Kombigeräte
Mehr als reine Luft
Manche Luftreiniger kombinieren verschiedene Funktionen in einem Gerät. Sie erzeugen als Ventilator spürbaren Wind oder heizen auch. Wieder andere dienen als Luftbefeuchter, was im Winter einen zusätzlichen Schutz vor Erkältungen bietet. Allzu trockene Heizungsluft macht die Nasenschleimhaut bekanntermaßen anfällig für Infektionen. Ein Luftreiniger, der auch befeuchtet, unterstützt die natürlichen Abwehrkräfte des Körpers.
Ein Klima wie am Meer
Dass Meeresklima gut für die Atemwege ist, wissen Asthmatiker und Allergiker schon lange. Sie fahren an die See, um richtig durchatmen zu können. Am Meer ist die Zahl elektrisch geladener Teilchen in der Luft, der sogenannten Ionen, deutlich erhöht. Außerdem befindet sich fein zerstäubtes Salzwasser überall in der Umgebung. Das Einatmen maritimer Aerosole empfinden viele Menschen als angenehm und vitalisierend. Beide Effekte lassen sich nutzen, um das Klima in der eigenen Wohnung zu verbessern. Luftreiniger mit einem Ionisator laden die Luft elektrisch auf und erzeugen so ein Frischegefühl. Kommt noch fein zerstäubtes Salzwasser hinzu, entsteht ein Klima wie an der Meeresküste.
Integrierte Sauberkeit
Als Luftbefeuchter besitzen Kombigeräte einen Wassertank, der gepflegt sein will. Das heißt normalerweise: häufige Wasserwechsel, eine regelmäßige Entkalkung und auch Reinigung des Behälters, damit Keime sich nicht vermehren können. Moderne Geräte reduzieren diesen Wartungsaufwand. Sie desinfizieren das Wasser mit UV-Licht und setzen teilweise antibakterielle Substanzen wie Silber am Verdunstungsfilter ein. Fast 100 Prozent der Viren und Keime im Wasser lassen sich auf diese Weise neutralisieren.
Praxis-Tipp
Auch wenn es sich anbietet: Luftreiniger nicht direkt an die Wand oder in eine Zimmerecke stellen. Das Gebläse braucht in der Regel Platz, um Luft in ausreichender Menge anzusaugen. Das geht am besten mit einem Abstand von mindestens 30 Zentimetern.
Spezialisten
Tragbare Hygiene
Viele Luftverbesserer sind mobil. Ihr Gehäuse sitzt auf Rollen und lässt sich dorthin schieben, wo sie gerade ihre reinigende Wirkung entfalten sollen. Es geht aber noch transportabler: Kleine Geräte zum Mitnehmen bringen den frischen und sauberen Wind überall hin – an den Schreibtisch, ins Gäste-WC und sogar ins Auto. Je nach Hersteller arbeiten sie mit kurzwelligem UV-Licht (UVC), mit Aktivkohle oder elektrostatischen Methoden. Entsprechend unterschiedlich wirken ihre Filter auf Schwebstoffe, Viren und Gerüche. Prinzipiell gilt, dass mobile Geräte nur einen begrenzten Einsatzradius haben. Sie reinigen die Luft im Bereich von vielleicht ein bis zwei Metern rund ums Gerät und nicht den ganzen Raum.
Oberflächen entkeimen
Im professionellen Bereich wird UV-Licht häufig eingesetzt, etwa zur Desinfektion medizinischer Instrumente. Eine Lampe bestrahlt dabei die Oberflächen. Sie gibt ultraviolettes Licht mit einer Wellenlänge zwischen 200 und 280 Nanometer ab (0,20 bis 0,28 Mikrometer). Dieser besonders kurzwellige Bereich im UV-Spektrum heißt UVC und hat keimtötende Wirkung. Desinfektionslampen für Zuhause arbeiten nach demselben Prinzip. Sie setzen den Raum ultraviolettem Licht aus.
Da UVC-Strahlung schädlich für Augen und Haut sein kann, sollte die Lampe über ein Sicherheitssystem mit Bewegungserkennung verfügen. Es schaltet die UV-Quelle automatisch ab, sobald ein Mensch oder Tier in den bestrahlten Bereich hineinläuft. Wesentlicher Unterschied zu Reinigern mit Gebläse: Weil die Lampe keine Luft umwälzt, neutralisiert sie nur Keime, die direktem Licht ausgesetzt sind. Viren oder Bakterien im Schatten, etwa von Möbeln, werden dabei nicht erfasst.
Praxis-Tipp
Reiniger brauchen Reinigung, um ihre Aufgabe richtig erfüllen zu können. Am Vorfilter sammeln sich Staubflocken und Flusen an, die mit dem Staubsauger entfernt werden sollten. Auch wöchentliches Abstauben der Ansaugöffnungen kann nicht schaden.
Luftsensoren
Smarte Messgeräte
Die Krux mit Luftschadstoffen ist: Man riecht und sieht sie häufig nicht. Das macht Feinstaub, Formaldehyd, Kohlenmonoxid & Co. aber nicht weniger gefährlich. Wer wartet, bis Symptome wie Schwindel oder Kopfschmerz entstehen, der hat den richtigen Zeitpunkt zum Handeln vielleicht schon verpasst. Mit Sensoren kann das nicht passieren. Sie messen die Qualität der Raumluft und warnen, wenn es Abweichungen von der Norm gibt. Um schlechte Luft zu erkennen, genügen Stand-alone-Geräte, die ihre Messwerte auf einem Display anzeigen oder ans Smartphone schicken. Mehr Möglichkeiten bietet eine Smarthome-Lösung. Sie warnt zum Beispiel auch mit farbigem Licht im Raum, wenn Grenzwerte überschritten werden. Oder sie schaltet direkt per Funksteckdose den Luftreiniger ein.
Vielseitige Sensoren
Neben Fühlern für die Raumtemperatur und Feuchtigkeit gehören VOC-Sensoren zu den gängigsten Messgeräten. Aus der Konzentration organischer Verbindungen können sie noch weitere Informationen ableiten. So dienen VOCs zum Beispiel als Indiz für „verbrauchte Luft“ und zeigen, wann es Zeit wird, ein Fenster zu öffnen. Alternativ messen CO2-Sensoren direkt den Kohlendioxidgehalt der Luft. Nicht zu verwechseln mit CO-Sensoren, die für das giftige Rauchgas Kohlenmonoxid zuständig sind. Teure und besonders hochwertige Messegeräte erschnüffeln über ein Dutzend verschiedene Werte – vom Feinstaubgehalt über Ozon und das radioaktive Gas Radon bis hin zu Stickoxiden aus Verbrennungsmotoren.
Praxis-Tipp
Luftreiniger nicht bei offenem Fenster betreiben. Vor allem in schmutziger Umwelt oder während der Pollenflugsaison strömen sonst ständig neue Partikel von draußen nach. Der Reiniger hat mehr zu tun und benötigt auch entsprechend mehr Energie.
Richtig Lüften
Das Ampel-Prinzip
Ein Filtersystem entfernt zwar Schadstoffe und Gerüche, es kann aber keinen Sauerstoff von draußen zuführen oder Wasserdampf ins Freie entlassen. Darum ist regelmäßiges Lüften so wichtig. In Pandemiezeiten kommt noch ein weiterer Grund hinzu, weil das Öffnen von Fenstern und Türen die Räume gut durchpustet. Manche Smarthome-Systeme erinnern von selbst daran. Sie lassen auf Wunsch eine vernetzte Lampe in den Ampelfarben aufleuchten. Grün bedeutet: alles in Ordnung. Gelb steht für eine verbesserungswürdige Luftqualität und Rot mahnt zu raschem Handeln. Das hilft nicht nur in der Virensaison, es sorgt auch sonst für Wohlbefinden, denn sauerstoffarme, abgestandene Luft macht müde.
Energie sparen
Problem im Winter: Durchs offene Fenster entweicht viel Wärme ins Freie. Zu häufiges Stoßlüften kostet deshalb Heizenergie. Aber im smarten Zuhause gibt es auch dafür eine Lösung. Moderne Heizungsregler mit Lüftungserkennung drosseln die Wärmezufuhr, wenn sie ein geöffnetes Fenster bemerken. Kontaktsensoren am Fensterflügel oder die automatische Erkennung des Temperaturabfalls am Regler machen es möglich. Und mit einem guten Filtersystem im Raum muss im besten Fall seltener gelüftet werden. So sparen Luftreiniger auch noch Heizkosten.
Praxis-Tipp
Beim Lüften, wenn möglich für Durchzug sorgen. Ein geöffnetes Fenster allein bietet nur wenig Luftaustausch. Wenn mehrere Fenster oder Türen gleichzeitig offenstehen, ziehen Wasserdampf, Gase und Schadstoffe schneller ab. Am besten sind Luftbewegungen quer durch den Raum oder durch die Wohnung.
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