gfu Studie 2019: Einschätzungen der Konsumenten

Welche Technik-Begriffe sind den Nutzern bekannt? Wie werden Smart TVs genutzt? Welche Streaming-Angebote sehen die Zuschauer und auf welchen Geräten? Wie sind die Einstellungen der Verbraucher zu Künstlicher Intelligenz (KI)?

So lauteten einige Fragen einer repräsentativen Studie* mit der Befragung von 2.000 Haushalten in Deutschland, die im Mai dieses Jahres im Auftrag der gfu Consumer & Home Electronics GmbH durchgeführt wurde.

Hans-Joachim Kamp, Aufsichtsratsvorsitzender der gfu, stellte die Ergebnisse der gfu Studie 2019 am 10. Juli im Rahmen des Veranstaltungsformats gfu Insights & Trends vor rund 300 Journalisten sowie Teilnehmern aus Handel und Industrie vor.

Bekanntheit von Technik-Begriffen

Die innovative Branche der Consumer und Home Electronics bringt in schnellem Rhythmus neue Technologien und Entwicklungen auf den Markt. Damit einher gehen neue Begriffe und Funktionalitäten. Für technisch versierte Kunden stellt dies sicher kein Problem dar, aber wie bekannt sind diese Fachbegriffe allgemein bei allen Verbrauchern? Wenn es sich nicht gerade um Anglizismen oder kryptische Abkürzungen handelt, sind sich die meisten deutschen Verbraucher sicher, auch besonders neue und aktuelle Fachbegriffe zu kennen und anderen Personen erklären zu können. Dies gilt vor allem für die Begriffe Sprachassistent, Digitalradio und Künstliche Intelligenz. Bei HDR und OLED hingegen müssen die meisten Befragten aber leider immer noch passen.

Auf die Frage, wie gut sie verschiedene Begriffe kennen, zeigte sich folgendes Ergebnis:

Künstliche Intelligenz – KI: 70 %
5 G: 55 %
OLED: 32 %
HDR: 26 %

Besonders der Begriff 5G konnte im Vergleich zur gfu Studie 2018 (26 %) deutlich an Bekanntheit zulegen. Nach KI wurde 2019 erstmals gefragt.

Smart TV wird immer mehr genutzt

Smart TVs, Fernseher mit Internetzugang, setzen sich mehr und mehr im Markt durch. So ergab die gfu Studie, dass mittlerweile 51 Prozent der Haushalte ein solches Gerät besitzen. 2017 waren es noch 42 und 2018 46 Prozent. Auch die Nutzung der smarten Funktionen entwickelt sich positiv. Nach 56 Prozent in 2017 und 61 Prozent in 2018, gaben in der Studie 2019 67 Prozent an, diese Möglichkeiten auch zu nutzen. Dabei liegt der Wert bei der jüngeren Generation der 16 bis 39 Jährigen mit 80 Prozent deutlich über dem Wert für die 60+ Jährigen mit 56 Prozent. Der Hauptgrund, warum smarte Funktionen nicht über das TV Gerät genutzt werden, liegt mit 53 Prozent hauptsächlich am Desinteresse dieser Möglichkeiten. 17 Prozent befürchten, dass die Datenübertragung nicht sicher ist und für 15 Prozent ist die Bedienung zu kompliziert.

Welche Streaming-Inhalte liegen vorn?

Streaming-Dienste und Mediatheken werden von den TV-Zuschauern immer stärker genutzt. Video on Demand (VoD) nutzen 72 Prozent der in der gfu Studie Befragten, gefolgt von den Mediatheken mit 56 Prozent. Interessant dabei: Frauen nutzen VoD mit 77 Prozent mehr als Männer (68 %). Die Generation der 16 bis 39 Jährigen nutzt mit 84 Prozent VoD deutlich stärker als die Altersgruppe 60+ mit 42 Prozent. Für die Nutzung der Mediatheken zeigt sich ein entgegengesetztes Bild: 50 Prozent bei den 16 bis 39 Jährigen und 69 Prozent bei den über 59 Jährigen.

Welche Geräte werden genutzt?

In der gfu Studie wurde auch nach den bevorzugten Geräten für die Wiedergabe von Bewegtbild-Inhalten gefragt. Dabei zeigte sich folgendes Ergebnis:

Geht es um die Wiedergabe von Video on Demand (84 %) und die Mediatheken der TV-Sender (82 %) dominiert eindeutig der Fernseher. Für Videoportale wie zum Beispiel YouTube liegt dagegen das Smartphone vorn (36 %). Für die Wiedergabe von VoD und den Mediatheken wird das Smartphone nur zu jeweils vier Prozent genutzt. Vor allem bei längerer Verweildauer ist also nach wie vor der Fernseher die unangefochtene Nummer eins unter den Geräten für die Wiedergabe von Bewegtbild-Inhalten.

Welche Dienste sind beliebt und was wird dafür bezahlt?

Angelsächsische Angebote liegen in der Beliebtheit bei den Teilnehmern der gfu Studie vorn. So kam Amazons prime video mit 72 Prozent auf Platz eins, Netflix mit 63 Prozent auf Platz zwei, Google play mit 25 Prozent auf Platz drei und Sky mit 23 Prozent auf Platz vier. Dabei steigt die Ausgabebereitschaft für Streaming-Dienste: 47 Prozent der Nutzer von Streamingdiensten greifen dabei auf eine Programmquelle zu, 43 Prozent nutzen zwei und 10 Prozent sogar drei oder mehr. Mehr als zehn Euro pro Monat geben 53 Prozent der Nutzer für Streaming-Dienste aus, 2018 waren es mit 43 Prozent noch deutlich weniger.

Für die Nutzung von Streaming-Inhalten zeigten sich noch folgende Besonderheiten:

Das Abrufen ganzer Serien-Staffeln und die größere Programmauswahl werden von den Streaming Abonnenten am meisten genutzt; Serien-Staffeln werden von Frauen und den 16 bis 39 Jährigen noch stärker genutzt.

Wie sind die Einstellungen der Verbraucher zu Künstlicher Intelligenz?

Künstliche Intelligenz steht im Mittelpunkt der Vortragsveranstaltung gfu Insights & Trends. Entsprechend nehmen auch die Studienergebnisse zu KI einen breiten Raum ein.

Nach ihrer generellen Einstellung zu KI und welche Technologien die Befragten bereits nutzen, oder deren Nutzung planen, gefragt, ergab sich folgendes Ergebnis: Im Bereich Verkehr gaben 80 Prozent an, KI bereits zur Verkehrsleitung zu nutzen, oder planen eine Nutzung. 44 Prozent beträgt der entsprechende Prozentsatz für autonomes Fahren. Die für die IFA relevanten Branchen bieten ebenfalls Produkte mit KI an. Bezüglich der Nutzung ergab sich folgendes Resultat: 68 Prozent nutzen oder planen die Nutzung von Sprachsteuerung bzw. Spracherkennung, 57 Prozent sind es bei der Steuerung von Hausgeräten, 53 Prozent für die Empfehlung von Medieninhalten, 59 Prozent bei der Gesichtserkennung und 63 Prozent für die Live-Übersetzung.

Den größten Nutzen von KI-Technologie sehen 55 Prozent in der Medizintechnik, jeweils 47 Prozent in der Gesichtserkennung und Verkehrslenkung sowie 45 Prozent in der industriellen Fertigung (Mehrfachnennungen waren möglich).

Für bestimmte KI-Anwendungen zeigen die Studienergebnisse eine starke Polarisierung zwischen den Altersgruppen. So sehen 42 Prozent der 16 bis 39 Jährigen den größten Nutzen von KI für den Bereich Smart Home. In der Altersgruppe über 59 sind es nur 14 Prozent und über alle Altersgruppen sind es 29 Prozent. Beim autonomen Fahren sind es ebenfalls die 16 bis 39 Jährigen, die mit 35 Prozent den größten Nutzen sehen. Bei den über 60+ Jährigen sind es ebenfalls 14 Prozent und insgesamt sind es 25 Prozent.

Befragt nach den Gründen für Skepsis hinsichtlich Künstlicher Intelligenz nannten 60 Prozent der Studienteilnehmer den Schutz der Privatsphäre. 59 Prozent halten die Technologie noch nicht für ausgereift. 56 Prozent befürchten eine umfassende Kontrolle durch KI und 38 Prozent sehen keinen Mehrwert (Mehrfachnennungen waren möglich).

Eine weitere Frage bezog sich auf die wirtschaftlichen Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz. 62 Prozent gaben an, dass KI aufgrund neuer Anwendungen neue Märkte öffnen wird. 60 Prozent sehen KI als wichtig für die Wettbewerbsfähigkeit an. Dass KI den Arbeitsalltag erleichtern wird, glauben 58 Prozent. Differenziert ist die Betrachtung hinsichtlich der Arbeitsplätze: So denken zwar 24 Prozent, dass KI neue Arbeitsplätze schafft, aber 64 Prozent befürchten den Abbau von Arbeitsplätzen (Mehrfachnennungen waren möglich).

Welche Länder vermuten die Befragten bei KI als führend? Diese abschließende Einschätzung brachte folgende Rangliste: Platz eins mit 76 Prozent China, gefolgt von den USA mit 67 Prozent und Japan mit 50 Prozent. Die Position Deutschlands schätzten die Befragten mit 32 Prozent auf Platz vier ein.

Aus den Ergebnissen der gfu Studie 2019 lässt sich zum Thema KI folgendes Fazit ziehen:

  • Die Einstellung der Bevölkerung zu den Nutzungsmöglichkeiten von KI ist überwiegend positiv.
  • Größter Nutzen von KI wird in den Bereichen Medizintechnik, Verkehrslenkung und industrieller Fertigung gesehen.
  • Schutz der Privatsphäre und nicht ausgereifte Technologien sind Hauptgründe für Ablehnung von, bzw. Skepsis vor KI.
  • Neben der Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit und neuer Marktchancen wird aber auch der Abbau von Arbeitsplätzen durch KI erwartet.
  • Als führende Nationen von KI werden mit Abstand China und die USA gesehen – signifikant dahinter folgen Japan und Deutschland.

Die Präsentation von Hans-Joachim Kamp im Rahmen der Veranstaltung gfu Insights & Trends steht unter www.gfu.de im Menüpunkt „Insights & Trends“ zur Verfügung