Smart Home – The home of the future thinks with you 

Ein Interview mit Christian Deilmann, Mitbegründer und CPO von tado°

gfu GmbH: Christian – vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für dieses Gespräch nimmst. Smart, nachhaltig, effizient – so soll das heutige Zuhause für viele Verbraucher:innen in Deutschland und darüber hinaus sein. Vor welche Herausforderungen diese Bedürfnisse die Hersteller wie auch Deine Firma tado° stellen und welche Chancen sich darin finden lassen, darf ich heute mit Dir besprechen. 
Wie schätzt Du die Akzeptanz und Verbreitung von Smart-Home-Technologien in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern ein?

Christian Deilmann: Deutschland liegt hinsichtlich der Verbreitung von Smart Home im Mittelfeld. Im Bereich der smarten Thermostate haben die Niederländer sogar weltweit gesehen klar die Nase vorn. Über 30% aller Haushalte in Holland besitzen und nutzen smarte Thermostate. Vor zehn Jahren waren es noch 0% – eine rasante Entwicklung. In England dürfte die Verbreitung bei gut 10% der Haushalte liegen, und Deutschland liegt deutlich darunter. Die Akzeptanz steigt mit großer Geschwindigkeit. Die Menschen sehen immer größere Vorteile darin, Smart-Home-Produkte mit dem Smartphone zu verbinden, und die Akzeptanz bei Verbrauchern und Verbraucherinnen steigt kontinuierlich. Da der Durchschnittsverbraucher dank des Einsatzes von smarten Technologien, wie beispielsweise unseren Thermostaten, seine jährlichen Heizkosten um bis zu 22% senkt, was einer Ersparnis von mehreren Hundert Euro pro Jahr entspricht –  schreitet die Verbreitung der Kategorie schnell voran.

gfu GmbH: Mit Deinem Unternehmen bist Du ein Pionier, was smarte Heizungssteuerung angeht. Wie haben sich die Bedürfnisse der Verbraucher:innen in diesem Bereich Deiner Beobachtung nach in den letzten Jahren verändert?

Christian Deilmann: Wir waren vor vierzehn Jahren die Ersten, die Produkte angeboten haben, um die Heizung und Raumtemperaturen mit dem Smartphone zu steuern. Damals hatten in Deutschland allerdings nur 40% der Bevölkerung ein Smartphone. Wir waren also deutlich der Zeit voraus. In den ersten Jahren ging es im Wesentlichen darum, die Vorteile der vernetzten Thermostate grundsätzlich zu erklären und ihre Verlässlichkeit zu vermitteln. Heute fragen Verbraucherinnen und Verbraucher vermehrt integrierte Lösungen nach. Sie wollen also eine App, die alle energierelevanten Themen im Haushalt intelligent und orchestriert steuert. Das heißt, sie wollen alles von einer Lösung abgedeckt sehen – neben der Heizung auch das E-Auto, die PV-Anlage, den Batteriespeicher und den Stromtarif bzw. die Smart-Meter-Daten[1]. Mit tado° sind wir auch hier wieder ganz vorn mit dabei und bieten unseren Kunden viele dieser Services bereits jetzt an.  


gfu GmbH: Wie kann sich die Smart-Home Branche künstliche Intelligenz (KI) zu Nutze machen, um den Energieverbrauch zu optimieren und zu reduzieren? 

Christian Deilmann: Die KI ermöglicht viele Produktverbesserungen und steigert die Unternehmensproduktivität. In unseren Steuerungsalgorithmen nutzen wir diese Technologien, um die Energieeffizienz zu erhöhen, indem sie automatisch auf die jeweiligen Haushalte angepasst werden und kontinuierlich mitlernen. Da wir bei tado° einen stündlich dynamischen Stromtarif anbieten und bereits am Vortag die Strommengen für unsere Kunden einkaufen, ist eine gute Bedarfsprognose pro Kunde essentiell, um nicht auf übermäßigen Strommengen sitzen zu bleiben. Für diese Prognosen setzen wir KI-Modelle ein, die mit vielen Parametern trainiert weden -wie Wochentagen, Wettervorhersagen und speziellen Events ( z.B. Urlaub), – und im Fünf-Minuten-Takt gefüttert werden. Auf Unternehmensseite hat uns ChatGPT im Kundenservice deutlich weitergebracht, und ich denke, wir werden künftig noch einige weitere sinnvolle Anwendungsfälle der KI im Unternehmen finden. 


gfu GmbH: Wie könnte der Smart-Home-Markt in den nächsten fünf Jahren aussehen, und was wird Deiner Ansicht nach der “Game Changer” für die Branche in den kommenden fünf bis zehn Jahren sein?

Christian Deilmann: Wir sind der festen Überzeugung, dass künftig jeder seine Heizung per Handy steuern wird, um von mehr Energieeffizienz zu profitieren. Auch jedes E-Auto, jede PV-Anlage, jeder Heimspeicher usw. wird über das Smartphone einzusehen und zu steuern sein. Der Game Changer wird es sein, die Lösungen noch weiter zu vereinfachen und die Verlässlichkeit zu steigern. Da hilft auch der IoT-Standard „Matter/Thread“[2]. Darüber hinaus geht es auch in Zukunft um klare und mehrwertorientierte Endkundenkommunikation.   

Das Interview mit Christian Deilmann, Mitgründer und CPO von tado° führte Marie-Charlotte von Heyking von der gfu Consumer & Home Electronics GmbH. 


[1] Smart-Meter-Daten sind Verbrauchsdaten, die von digitalen Strom-, Gas- oder Wasserzählern automatisch erfasst und übermittelt werden. Sie ermöglichen eine detaillierte Analyse des Energieverbrauchs und helfen, Einsparpotenziale zu erkennen.

[2]Matter ist ein herstellerübergreifender IoT-Standard, der die Kompatibilität und Interoperabilität von Smart-Home-Geräten verbessert. Thread ist ein drahtloses Netzwerkprotokoll, das speziell für Smart-Home-Anwendungen entwickelt wurde und eine zuverlässige, stromsparende und sichere Kommunikation zwischen Geräten ermöglicht. Zusammen sorgen Matter und Thread für eine nahtlose Vernetzung unterschiedlicher Smart-Home-Produkte.

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